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Das Fachmagazin "Markt und Mittelstand" befasst sich mit Innovation und Wachstum im Mittelstand. In unserem Gastbeitrag geben wir gemeinsam mit unserem Kunden, der TRUMA Gruppe, Einblicke in ein erfolgreiches Konzept.

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Gerade für den Mittelstand, der über Jahre als hidden champion erfolgreich am Markt gewachsen ist, stellen sich nun neue Herausforderungen. Das Marktumfeld ändert sich, der Druck durch den Wettbewerb nimmt zu und die Digitalisierung bietet neue Chancen. Diese Veränderungen haben in letzter Zeit viele Mittelständer dazu gebracht, neue Ideen oder gleich Geschäftsmodelle zu erproben. Dies ist allerdings in bestehenden Strukturen und Prozessen schwer. Wie es dennoch gelingt und worauf es ankommt, lesen Sie in diesem Fachbeitrag aus der "Markt und Mittelstand".

Die Zusammenarbeit zwischen einem Mittelständler und einem Innovationszentrum ist im ersten Schritt unkonventionell, sogar anstrengend, und dennoch nachhaltig erfolgreich

Alexander Wottrich, Geschäftsführer TRUMA Gruppe

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Zusätzliche Hintergrundinformationen lesen Sie hier im Interview mit Alexander Wottrich und Christian Mohr.

Wie können Mittelständler ein Innovationscenter nutzen?

Als Teil der UnternehmerTUM, Europas größtem Innovations- und Gründungszentrum mit Sitz an der TU München, stehen die UnternehmerTUM Business Creators für Innovation, neue Geschäftsmodelle und arbeiten vor allem mit etablierten Unternehmen aus dem Mittelstand zusammen. Wir haben uns mit Christian Mohr, Managing Partner und Mitglied der Geschäftsleitung, und Alexander Wottrich, CEO der Truma Gerätetechnik GmbH & Co. KG, über das Zustandekommen von Innovation und die Unterstützung durch externe Innovationscenter unterhalten. Truma ist weltweit erfolgreicher Mittelständler und Zulieferer in der Camping-Industrie mit den Kernprodukten Gasheizungen und Klimasysteme.

Truma ist seit Jahren mit seinen Komfortprodukten für Wohnwägen und Reisemobile sehr erfolgreich. Woher kommt jetzt die starke Auseinandersetzung mit Innovation? Sind Sie als CEO aus der Gründerfamilie der Treiber oder liegt Innovation in der Truma-DNA?

AW:

Mein Großvater war ein Tüftler und hat immer nach Lösungen gesucht. Eine seiner Erfindungen war eine Gasleuchte, die während der Stromsperren in München Licht für seine Sprachenschule lieferte. Die Leuchte wurde der Renner in der Nachbarschaft und Truma fand seinen Ursprung. Insofern sage ich, Innovation liegt in unserer DNA – aber kommt natürlich nicht von alleine, sondern braucht immer Treiber mit Mut, die Raum und Führung geben. Die Analyse zum Status Quo nach meinem Einstieg ins Unternehmen in 2018 hat gezeigt, dass der Druck auf uns doch spürbar gestiegen ist – Kundenanforderungen, Veränderungsgeschwindigkeit, Wettbewerb. Und der Chancenraum durch neue Technologien ist groß. Darauf haben wir Antworten gesucht und unter Anderem eine eigene Innovationseinheit gegründet.

Kommt daher der Kontakt zur UnternehmerTUM? Sie arbeiten dort schließlich mit dem Mittelstand in verschiedenen Branchen eng zusammen. Wie ist Ihre Erfahrung? Geht es anderen mittelständischen Familienunternehmen genauso und wie gehen diese die Herausforderungen an?

CM:

Ja, wir haben uns bei einem Workshop kennengelernt, bei dem wir über neue, mögliche Geschäftsmodelle diskutiert haben und waren sofort - so mein Gefühl - auf einer Wellenlänge. Dabei hat sicher geholfen, dass auch ich in einer Unternehmerfamilie groß geworden bin und wir zudem anders arbeiten können als eine klassische Beratung.

Die UnternehmerTUM bietet die einmalige Chance barrierefrei und schnellen Zugang zu Talenten, Startups und ExpertInnen zu bekommen - kurz direkt am Puls der Zukunft zu sein. Truma fasziniert mich, da der unbedingte Wille besteht sich aktiv auf die Zukunft vorzubereiten und die Weichen dafür zu stellen. Daneben nimmt natürlich der Druck von außen spürbarer zu. Dieser wird durch neue Wettbewerber und äußere Faktoren, wie zum Beispiel die aktuelle Corona-Krise gepaart mit einem veränderten Verhaltensmuster in der Gesellschaft, was das Reisen angeht und einen geradezu Digitalisierungszwang, immer größer.

Dabei fällt vor allem auf, dass bestehende Prozesse und die traditionelle Unternehmenskultur es häufig erschweren wirklich neue Innovationen auf die Straße zu bringen. Viele Ideen verkümmern schon bevor konkret an ihnen gearbeitet wird.

Erkennen Sie in dieser Aussage den Mittelstand wieder? Wie hat Truma dieses Problem konkret gelöst?

AW:

Das kommt darauf an. Ich kenne viele Familienunternehmen, die ihren Weg gehen und die Herausforderungen unserer Zeit hervorragend meistern. Diese Unternehmen konzentrieren sich auf die richtigen Dinge und gehen in eher kleinen Schritten voran, auch begrenzt durch Kapital oder Ressourcen.

Wir versuchen seit je her Maßstäbe zu setzen. So haben wir bspw. bereits vor Jahren mit „New Work“ begonnen, was zu unserem heutigen unternehmensweiten „Shared Desk“ Konzept und cloudbasierten Anwendungen geführt hat. Wir arbeiten agil wo es Sinn macht, haben eine eigene Digitaleinheit, haben uns ein zukunftsträchtiges Ökosystem aufgebaut, zu dem auch das UnternehmerTUM zählt, und vieles mehr. Dennoch ist und bleibt es sehr herausfordernd, das alles zu managen.

Als jemand der im Ökosystem der UnternehmerTUM viele Mittelständler sieht, wie sehen Sie diese Herausforderung? Wie ist sie lösbar?

CM:

Innovation ist ein unglaublich komplexer und sensibler Vorgang, der nicht von selbst entsteht und fortlaufend gepflegt werden muss. Gerade in den frühen Phasen neuer Ideen braucht es deswegen quasi einen geschützten Raum. Einen Raum, der auch vor zu starren und etablierten Prozessen und Strukturen schützt. Einen Raum, in dem Methodenkompetenz, Freiraum und die richtigen Menschen arbeiten. Sobald eine Idee stark genug ist, muss sie aber wieder ins Unternehmen gebracht werden. Wer hier bei uns vor Ort und mit uns zusammenarbeitet, hat jeden Tag mit GründerInnen und Chancen zu tun. Dadurch fühlt es sich normaler an. Das Potential steht im Vordergrund.

Ich glaube diese Erfahrung haben viele Mittelständler schon gemacht und daraus Schlüsse gezogen. Daher sehen wir auch diesen Trend zu immer mehr Innovationszentren und Netzwerken im Mittelstand.

Diesen Weg zu gehen ist im ersten Schritt unkonventionell, sogar anstrengend und dennoch nachhaltig erfolgreich.

Das hört sich ja schon nach viel Arbeit an. Wie wurde das Ganze von Ihren Mitarbeitern aufgenommen und was war aus Ihrer Sicht der größte Mehrwert der Zusammenarbeit mit UnternehmerTUM?

AW:

Wir haben sehr penibel darauf geachtet, die klassischen Fallstricke in der Gründung einer solchen Abteilung zu verhindern. Dazu zählt bspw. die gefühlte Bevorzugung oder Benachteiligung von Mitarbeitern, oder die fehlende Konsequenz, die Ideen, die es durch die Pitches schaffen, tatsächlich bis zum Ende zu finanzieren.

UTUM hat uns gerade in dieser Phase mit sehr wertvollen Erfahrungen unterstützt. Im operativen Tagesgeschäft unterstützt UTUM uns außerdem mit Kreativität, Prozess-Knowhow und den richtigen Impulsen, um unser Team zu befähigen, andere Wege zu gehen als sie es in den vielen Jahren zuvor gelernt haben. Es ist toll zu beobachten, mit wieviel Freude unsere Mitarbeiter das tun, selbst wenn die Tage lang sind.


Wie gehen Sie denn bei einem Kunden wie Truma vor? Können den Prozess etwas konkreter beschreiben? Was kann man von einer Zusammenarbeit erwarten?

CM:

Der Kunde und wir lernen uns bei einem ersten Workshop kennen, definieren die Herausforderungen und skizzieren die gemeinsame Strategie und die dazugehörigen Ziele. Anschließend stellen wir ein gemeinsames, interdisziplinäres Projektteam zusammen, das dann nah an den Kundenbedürfnissen sehr schnell erste Ideen und Prototypen generiert. Zudem matchen wir fortlaufend Bedarfe im Projekt zu den Expertisen aus unserem einzigartigen Ökosystem. Unser Team setzt sich aus Methodenspezialisten, Gründern und Strategen zusammen. Ideen werden dann mittels Interviews vertestet und kontinuierlich weiterentwickelt - wir durchlaufen damit mehrere Design Thinking-Schleifen und rechnen mit den Ergebnissen auch ganz gezielte Businesscases durch. In der Regel begleiten wir die erfolgreichen Konzepte bis zur Ausgründung und darüber hinaus. Wichtig ist uns dabei immer der Wissenstransfer. Wir befähigen die MitarbeiterInnen entlang der Umsetzung. Sozusagen Learning by doing.

Und was sind bei diesem Prozess bei Truma für Ergebnisse herausgekommen?

AW:

Wir sind noch mit keinem fertigen Produkt am Markt, allerdings ist der Backlog gut gefüllt. Wir haben klare Prozesse und Entscheidungsabläufe definiert und vertestet. So haben alle Beteiligten bereits gelernt sich im neuen Modell sicher zu bewegen.

Es gibt auch konkret ein Produkt sowie eine Dienstleistung, die es durch alle Pitches geschafft haben und an deren Markteinführung im Moment gearbeitet wird.

Und bei anderen Ihrer Partner? Haben Sie Beispiele für gelungene Innovationsprojekte?

CM:

Truma ist für uns ein sehr gutes Beispiel, weil es großen Impact hat, Neugründungen entstehen und dies zu einer tollen Partnerschaft geführt hat. Wir haben vor allem im Mittelstand, bei Familienunternehmen sehr viele erfolgreiche Beispiele. Viele kommen aus dem B2B Geschäft und suchen nicht nur neue Ideen, sondern einen Partner der diese mit Ihnen direkt, anders und auf Augenhöhe in einem Ökosystem gemeinsam umsetzt.

Sie befinden sich ja mitten in der Transformation Ihres Familienunternehmens. Was treibt Sie dabei an und wo sehen Sie Truma in 5-10 Jahren?

AW:

Meine Mutter hat es in ihrer unverkennbaren Art in einem Satz einmal so zusammengefasst: „Wir wollen glückliche Kunden, zufriedene Mitarbeiter und genug Geld verdienen, um das erreichen zu können“. Das trifft es finde ich sehr gut und das möchte ich auch in 5 und 10 Jahren noch erreicht haben.

Dazu treibt es mich persönlich an, mich Herausforderungen zu stellen und die große Freude daran, mit tollen Menschen zu arbeiten und auch als verhältnismäßig kleine Firma die Nase vorn zu haben.

Als geborener Münchner habe ich seit langem beobachtet, wie sich UnternehmerTUM immer weiter in die Weltspitze vorarbeitet. Ich freue mich sehr, dass wir jetzt den richtigen Koppelpunkt gefunden haben, unser Unternehmen und UTUM zu verbinden. Die Zusammenarbeit macht mir große Freude.

CM:

Ich würde an dieser Stelle noch gerne ergänzen, dass es auch uns Freude bereitet, dass Truma soweit gekommen ist und wir freuen uns die vertrauensvolle Arbeit auch in Zukunft weiter fortsetzen zu können.

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